Uhrmacher, Goldschmied, Holzspielzeugmacher: Das sind die Ausbildungsangebote für Schüler auf der MIDORA 2023
Die MIDORA 2023 in Leipzig legt in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung von Ausbildungsangeboten für Schüler. Interessierte Jugendliche haben die einzigartige Gelegenheit, sich auf der Fachmesse anzumelden und über drei spannende Ausbildungsberufe zu informieren: Uhrmacher, Goldschmied und Holzspielzeugmacher. Ziel ist es, junge Menschen für die vielfältigen Karrieremöglichkeiten in der Handwerksbranche zu begeistern und einen Beitrag zur Bewältigung des Nachwuchs- und Fachkräftemangels zu leisten. Denn die Prognosen sind dramatisch. Wie kann sich das Handwerk retten? Über Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen diskutieren vier Experten am 3. September 2023 auf der MIDORA Leipzig.
Auszubildende und Fachleiter der Uhrmacherschule Glashütte „Otto Lilienthal“ informieren auf der MIDORA über die Ausbildung zum Uhrmacher. Dass die Job-Chancen als Uhrmacher bestens stehen, zeigt die Nachfrage. „Die Ausbildung findet in den ortsansässigen Unternehmen beziehungsweise in unserer Berufsfachschule in Vollzeit statt“, sagt Heiko Stefan. Der Fachleiter betont: „Arbeit findet man nachher in Glashütte, deutschland- und sogar weltweit.“
Am Stand der Uhrmacherschule Glashütte auf der MIDORA kann man sich bei der Uhrenmontage ausprobieren. „Wir haben ein Mitmachangebot. Das sind zwei Uhrmachertische und ein Drehplatz, an dem unsere Auszubildenden die Herstellung von Wellen und Trieben demonstrieren“, so Heiko Stefan.
Zentralverband der Deutschen Gold- und Silberschmiede stellt sich vor
Der Zentralverband der Deutschen Gold- und Silberschmiede ist ebenfalls mit einem Stand vertreten und informiert über die Ausbildungsmöglichkeiten als Goldschmied. Für eine erste Begegnung mit dem Beruf können interessierte Schüler ihren eigenen Messetaler prägen.
Wie arbeitet ein Holzspielzeugmacher? Diese Frage beantwortet der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. Der Verband kümmert sich als Träger der Verbundausbildung um den praktischen Teil. Auf der Messe können Schüler direkt in Kontakt mit ausbildenden Betrieben kommen, die als Aussteller vor Ort sind.
Interessierte Schüler erhalten Messetickets für die MIDORA und CADEAUX Leipzig, wenn sie sich vorab für ihren Besuch anmelden. Ansprechpartnerin ist Janin Schubert, E-Mail:
j.schubert@leipziger-messe.de
, Tel.: 0341 – 6788279.
Nachwuchsmangel: Welche Impulse geben die Experten der Branche?
„Die Situation ist schon jetzt mehr als besorgniserregend. Doch wenn wir es nicht bald schaffen, das Nachwuchsproblem in den Griff zu bekommen, wird der Fachkräftemangel noch katastrophale Ausmaße annehmen mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen“, bringt Albert Fischer die Dramatik auf den Punkt. Der Präsident des Zentralverbands für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik spricht von zu wenig Ausbildungsbetrieben, zu wenig qualifizierten Bewerbern und fehlender Unterstützung seitens der Politik.
Gemeinsam mit Michael Seubert, Präsident me. Zentralverband der Deutschen Gold- und Silberschmiede, Heiko Stefan, Fachleiter Uhrmacherschule Glashütte, Berufliches Schulzentrum „Otto Lilienthal“ Freital-Dippoldiswalde und Frederic Günther vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller debattiert Albert Fischer auf der MIDORA Leipzig über die Zukunft des Handwerks. Das Ziel: Der Austausch von Lösungsansätzen und Erfahrungswerten. Welche innovativen Wege gehen die Kollegen der Branche? Wie kommen Ausbildungsbetriebe an Fördergelder? Mit welchen Maßnahmen erreicht man motivierte Azubis?
Verbände starten Ausbilderoffensive und Social-Media-Formate
Um Betriebe zum Ausbilden zu animieren, hat der Zentralverband der Deutschen Gold- und Silberschmiede eine Ausbilderoffensive gestartet. Präsident Michael Seubert: „Gemeinsam mit Sponsoren werden finanzielle Anreize für Ausbildungsbetriebe geschaffen, zum Beispiel mittels Erstattung des Jahresmitgliedsbeitrags oder die Vergabe von Materialgutscheinen.“
Frederic Günther, Geschäftsführer des Verbands Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeugmacher, berichtet in Bezug auf die Azubi-Gewinnung über ein Umdenken in der Branche: „Die Betriebe zeigen heute mehr Wertschätzung gegenüber den Interessen und Stärken der jungen Menschen.“ Maßnahmen wie die Einstellung von Quereinsteigern werden bereits umgesetzt. „Das kann aber nur eine begrenzte Lösung sein, da die Branche auf hohe Qualität und spezifisches Fachwissen setzt“, sagt Günther. Auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die die Vielfalt und Einzigartigkeit der Branche hervorhebt, sei extrem wichtig. Der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller nutzt vermehrt soziale Medien wie Instagram. Im Rahmen des Azubimonats werden Auszubildende auf der Plattform selbst zu Botschaftern und präsentieren ihre Gesellenstücke. Zudem wird ein VR-Video gedreht, um den Beruf des Holzspielzeugmachers virtuell erlebbar zu machen.
Azubi-Akquise: Zentralverband geht von Schule zu Schule
Der Zentralverband für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik setzt neben einem eigenen Förderprogramm stark auf den Direktkontakt. „Für das kommende Jahr ist eine bundesweite Roadshow geplant. In Schulen und auf Berufsmessen möchten wir gezielt die Jugendlichen abholen und für diesen einzigartigen Beruf persönlich begeistern“, erklärt Albert Fischer. Eine Förderung von der Politik gebe es nicht. „Als Bundesinnungsverband des Uhrmacherhandwerks müssen wir die Finanzen selber stemmen. Das funktioniert nur dank Partnern, die erkannt haben, dass das Problem nur gemeinschaftlich gelöst werden kann“, so Fischer.
Michael Seubert fordert konkrete Maßnahmen von der Politik: „Der Meisterzwang für die Gold- und Silberschmiede muss wieder eingeführt werden.“ Im HwO (Gesetz zur Ordnung des Handwerks) wurde der Meisterzwang für das Gewerk bereits im Jahr 2003 aufgehoben. Die Folge: Als Gold- oder Silberschmied braucht man weder für die Selbstständigkeit noch für die Ausbildung einen Meistertitel. „Dadurch sinkt die Qualität der Ausbildung und die Attraktivität des Berufsbildes enorm“, betont Seubert.
Gerade kleineren Betrieben fehlten Zeit und Ressourcen, um Azubis anzulernen oder eine ausgefallene Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Albert Fischer resümiert: „Um diese Mammutaufgabe zu stemmen, bedarf es des Schulterschlusses aus Handwerk, Handel und Industrie. Hier darf sich wirklich keiner aus der Verantwortung stehlen, denn nur gemeinsam können wir diese Entwicklung stoppen.“
Mehr zum Thema: Podiumsdiskussion „Der Nachwuchs- und Fachkräftemangel im Handwerk“ am Sonntag, 3. September 2023, Vortragsforum Halle 5/Stand F05, 13 Uhr.
Mehr Informationen unter www.midora.de