28.03.2023 Leipziger Messe

Aus dem Nebel des Krieges: Die Ukraine auf der Leipziger Buchmesse 2023

Erinnern – Weiterdenken – Neu gestalten. Unter diesem Thema öffnet auf der Leipziger Buchmesse ein Ukraine-Stand in Halle 4, Stand D307 und bietet Journalisten, Autoren, Illustratoren, Kulturschaffenden, Übersetzern und Kuratoren des Landes eine Bühne für ihre so dringend gebrauchten Appelle. Im Mittelpunkt stehen Themen wie die Erinnerungskultur und ihre Instrumentalisierung unter Kriegsbedingungen, verschiedene Facetten des Pazifismus, das Überleben der Institutionen, eine neue Perspektive auf Gerechtigkeit, Verschwörungstheorien und Informationssicherheit, Frauenrollen im Krieg sowie die Dekolonialisierung der Kunst.

Das Sonderprogramm des Goethe-Instituts auf der Leipziger Buchmesse umfasst mehrere Diskussionsrunden ukrainischer und deutscher Intellektueller zu Themen, die während des russischen Angriffskrieges besonders an Relevanz gewonnen haben und die perspektivisch zum Ausgangspunkt für neue Zugänge zu Geschichte, sozialem Leben, Kultur und Literatur in der Nachkriegsukraine werden. Ein großes Thema auf der ukrainischen Bühne sind daher dekoloniale Prozesse in der Kultur und die ersten Schritte einzelner Institutionen und Kulturschaffender in diese Richtung.

Das Programm am Ukraine-Stand vom Goethe-Institut wird in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Kunst- und Kulturmuseum Mystetskyi Arsenal (Art Arsenal), dem Ukrainischen Buchinstitut und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen sowie der Bundeszentrale für politische Bildung umgesetzt. Finanziert und organisiert wird er durch das Bundesministerium für Kultur und Medien, das Goethe-Institut sowie die Leipziger Buchmesse. Zwei weitere Partner umrahmen den Stand: das internationale Lyrikfestival Meridian Czernowitz – langjähriger Aussteller der Leipziger Buchmesse – mit den drei Autoren Andrij Ljubka, Igor Pomeranzew und Sofia Andruchowytsch sowie das internationale Book Arsenal Festival. Darüber hinaus finden an verschiedenen Orten auf dem Messegelände mehr als 45 Veranstaltungen zum Krieg in der Ukraine statt.

Den Krieg durch ein Kameraobjektiv erleben: Auszug aus dem Donnerstagsprogramm

Wie es ist, den Krieg durch eine Kamera zu betrachten, darüber sprechen am 27. April von 15:00 bis 16:00 Uhr Kateryna Mishchenko, Herausgeberin des Buches "Aus dem Nebel des Krieges. Die Gegenwart der Ukraine" (erschienen 2023 im Suhrkamp Verlag), und die Fotografin Oksana Karpovych. Ort: Ukraine Stand, Halle 4, D307

Wie es sich anfühlt, wenn Krise Normalität bedeutet, vermittelt die Lesung aus der 110. Ausgabe der Literaturzeitschrift "allmende" von 12:30 bis 13:00 Uhr. Sie versammelt Stimmen der jüngeren Generation, die von ihrer Jugend in Zeiten von Corona, nahender Klimakatastrophe, dem Krieg vor der eigenen Haustür und atomaren Drohgebärden erzählen. Ort: Forum Sachbuch - Halle 5, Stand C700.

Kritische Worte aus Belarus und Russland über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine präsentieren Friederike Meltendorf, Ingo Petz, Lisa Füchte und Alhierd Bacharevic unter dem Titel "Das ist ein Ozean aus Wahnsinn" von 12:00 bis 21:00 Uhr im Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa / GWZO (Specks Hof).

Die Lesung aus "Ukraine mon amour" präsentiert von 19:00 bis 20:00 Uhr Texte aus der Zeit nach dem russischen Überfall auf die Krim und spiegelt die Auseinandersetzung prominenter ukrainischer Schriftsteller und Intellektueller mit der daraus entstandenen Situation wider sowie mit Fragen unserer gesellschaftlichen Orientierung. Ort: Altes Rathaus – Grüner Salon.

Jenseits großer Worte – Auszug aus den Veranstaltungen am Freitag

Zwei weitere Autoren von "Aus dem Nebel des Krieges" sind am 28. April um 11:00 Uhr ebenfalls in Leipzig zu Gast: der Autor Artem Chapeye, der als Soldat an der Front kämpft, sowie die Soziologin Oksana Dutchak. Gemeinsam werfen sie bei der Veranstaltung "Allein mit der Wirklichkeit kämpfen" einen Blick auf die Situation der Familien im Krieg. Ort: Ukraine Stand, D307

Am selben Tag um 12:30 Uhr spricht die deutsche Journalistin und Autorin Sabine Adler mit der Übersetzerin Nelia Vakhovska über ihr Buch "Die Ukraine und wir. Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft" (erschienen 2022 im Ch. Links Verlag) und die deutsche Kontroverse über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Ukraine. Ort: Ukraine Stand, D307

Der ukrainische Dichter, Essayist, Literaturkritiker und Übersetzer Ostap Slyvynsky präsentiert am 28. April um 14:30 gemeinsam mit der Slawistin Nina Weller die deutsche Ausgabe des Buches "Wörter im Krieg" (erscheint Ende März 2023 bei edition.fotoTAPETA). Ort: Ukraine Stand, D307

An diesem Tag sprechen um 16:00 Uhr unter dem Titel "Jenseits großer Worte: Was braucht die Ukraine für den kulturellen Wiederaufbau?" der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert, die Generaldirektorin des Nationalen Kunst- und Kulturmuseums Mystetskyi Arsenal Olesia Ostrovska-Liuta und die Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin Kateryna Botanova über die Zukunft der Ukraine nach dem Krieg und den Wiederaufbau der kulturellen und urbanen Infrastruktur. Moderiert wird das Gespräch von Natascha Freundel (rbb Kultur). Ort: Ukraine Stand, D307

Die Dekolonialisierung der Kunst: Was Besucher am Samstag erwartet

Am 29. April, 15:00 Uhr thematisiert eine Diskussionsrunde mit Experten aus Osteuropa die ersten internationalen Aktionen im Bereich der Dekolonialisierung der Kunst und den Beitrag der Literatur und der Übersetzung zu diesem Prozess. Ort: Ukraine Stand, D307

Wie der Krieg auch die Literatur auslöscht, sei es weil Werke aus Bibliotheken verbannt werden oder Autoren bei der Verteidigung ihres Landes sterben, verdeutlicht das Gespräch "Krieg in Europa – Bleibt die Literatur auf der Strecke?", das von 12:30 bis 13:00 Uhr zwischen Leander Sukov, Marco Sagurna und Astrid Vehstedt stattfindet. Ort: Forum Sachbuch - Halle 5, Stand C700.

Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert, ist Thema des Buches "Kriegsfolgen" (erscheint bei Promedia im März 2023). Über die Motive und Folgen dieser Weltkrise sprechen die Herausgeber Hannes Hofbauer und Stefan Kraft von 12:30 bis 13.00 Uhr. Ort: Forum Sachbuch Halle 4 - Halle: 4, Stand: E100

Das neue Buchmesse-Format Forum Offene Gesellschaft widmet sich der Ukraine in einer mehrtägigen Reihe. Wie aus Nachbarn Feinde werden, darüber sprechen am Samstag von 13:30 bis 14:00 Uhr die beiden Schriftsteller Dževad Karahasan und Hugo Hamilton. Ort: Forum Offene Gesellschaft - Halle 4, Stand E101.

Über eine Liebe in Zeiten des Krieges geht es bei der Lesung der ukrainischen Schriftstellerin Haska Shyyan gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Claudia Dathe aus dem preisgekrönten Roman "Hinter dem Rücken" (erscheint im April 2023 bei edition.fotoTAPETA) von 18:00 bis 19:00 Uhr. Ort: naTo.

Zum Abschluss der Buchmesse: Wie wird Geschichte erzählt?

Am letzten Buchmessetag kommt Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk nach Leipzig. 11:30 Uhr spricht sie über Dimensionen und Möglichkeiten der Propaganda, Verletzung der Menschenrechte und Wege zur Gerechtigkeit. Ort: Ukraine Stand, D307

Geschichten, die wir über uns selbst, über unsere Familien und unsere Umgebung erzählen, sind strukturiert von Zeit und Raum: Was ist jetzt, was war davor? Wo ereignet sich unser Leben, an welchen Orten bewegt es sich? Unter dem Eindruck kriegerischer Zerstörung und der Allgegenwart von Verlust und Trauer verzerren sich die Erinnerungen. Wie wollen wir Geschichten und die Geschichte erzählen? Und wie bestimmt dieses Erzählen die Gegenwart und vor allem die Zukunft? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Autoren Kateryna Mishchenko, Karl-Markus Gauß und Nelia Vakhovska. Die Veranstaltung findet am Sonntag, 30. März, um 14:00 Uhr statt. Ort: Café Europa - Halle: 4, Stand: E303

Öffnungszeiten und Preise

Die Leipziger Buchmesse im Verbund mit der Manga-Comic-Con sowie dem Lesefest Leipzig liest öffnet vom 27. bis 30. April. Tickets gibt es unter www.leipziger-buchmesse.de/tickets. Das gesamte Programm der Buchmesse kann unter www.leipziger-buchmesse.de/programm durchsucht werden.

Die Ausstellung "before/after." im Deutschen Buch- und Schriftmuseum widmet sich zerstörten Kulturstätten in der Ukraine wie Museen und Bibliotheken. Sie ist an allen vier Tagen der Buchmesse von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Die schönsten Bücher der Ukraine sind ebenfalls während der gesamten Messezeit am Stand der Stiftung Buchkunst in Halle 2, Stand G600/F601 zu sehen – zusammen mit anderen schönsten Büchern aus aller Welt.

Über die Leipziger Buchmesse

Die Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser:innen, Autor:innen und Verlage. Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus Mittel- und Osteuropa. Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 ist Österreich. Durch die einzigartige Verbindung von Messe und "Leipzig liest" – dem größten europäischen Lesefest – hat sich die Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Zur letzten Veranstaltung kamen 2.500 Aussteller aus 46 Ländern und begeisterten auf dem Messegelände sowie in der gesamten Stadt 286.000 Besucher. Die Leipziger Buchmesse wird durch NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

Mehr Informationen:

Ansprechpartner

Julia Lücke
Pressesprecherin
Zurück zu allen Meldungen